Wie ich gesund abnehme und dabei ganz gelassen bleibe

Da ich im Moment spürbar abnehme, so also endlich die Gewissheit habe, dass meine „Methode“ funktioniert, möchte ich nun endlich einmal zusammenfassen, welchen Weg ich gewählt habe. Im Großen und Ganzen ist natürlich dieser Blog meine Plattform, um von meiner Abnahme, meinen Schwierigkeiten und Erkenntnissen dabei zu berichten, aber eine gelegentlich revidierte Zusammenfassung oder vielleicht auch das Festhalten einer Zwischenbilanz ist doch kompakter und übersichtlicher.
Zunächst habe ich ein paar Regeln aufgestellt, die nur dazu dienen sollen, mir die Sache zu vereinfachen und auf die ich später eingehen werde. Regeln mögen nicht jedem liegen, aber ich bin ein Mensch, der bezüglich der Ernährung mit nicht aufgezeigten Grenzen ein Problem hat. Das liegt sicherlich daran, dass ich schon einmal an einer Essstörung erkrankt bin und bis heute nicht weiß, ob ich davon je endgültig geheilt werden kann.
Ich möchte auf die Ursachen meiner Essstörung nicht genauer eingehen. Begonnen hat sie wahrscheinlich im Rahmen einer postpartalen Depression, die leider nicht frühzeitig erkannt wurde. Mit ist bekannt, dass die Adipositas nicht unter die Definition der Essstörung im Allgemeinen fällt. Das kann sie ja auch nicht, da Adipositas nur ein anderes Wort für Fettleibigkeit ist und somit lediglich ein Symptom darstellen kann. Ich bin kein Erbsenzähler. Für mich ist das Essverhalten heftig gestört, wenn man zu viel und falsch isst und dies über Jahre hinweg dazu führt, dass der Körper mehr oder weniger erkrankt, so leidet man eben an einer Essstörung.
Ehe ich das erste Mal die Reißleine zog, war ich etwa fünf Jahre massiv übergewichtig. Ich denke, ich wog bei 1,70m um die 120kg.
Ich habe dann, um eine OP (äußerst schmerzhafter Bandscheibenvorfall) zu vermeiden, damit begonnen, an jedem zweiten Tag zweitausend Meter zu schwimmen, damit wurde ich komplett schmerzfrei und ich nahm etwa fünfzehn Kilo ab. Auf dem folgenden Bild könnt ihr mich also mit etwa 105kg bewundern. Die Wahl meiner Kleidung lässt darauf schließen, dass ich mich da schon unheimlich schlank gefühlt habe 😉

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Dann hat es „Klick!“ gemacht, ich wollte mehr und begann damit, sehr intensiv Sport zu treiben. Ich lief an jedem zweiten Tag und an den Tagen dazwischen trainierte ich im Fitnessstudio. Ich zählte Kalorien und gestattete mir zwischen 1000 und 1200 pro Tag. Ich aß schon sehr gesund, aber eben viel zu wenig. Innerhalb von sieben Monaten nahm ich 30kg ab und das sah dann so aus:

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Es war unglaublich! Ich fühlte mich wie neu geboren. So leicht, so sportlich. Ich bekam viele Komplimente. Der Klamottenkauf machte endlich Spaß (auch wenn ich plötzlich alle Sachen viel zu groß kaufte), ich genoss es, mich zu schminken, zum Friseur zu gehen, eine Frau zu sein.
Ein Jahr lang war alles bestens, dann konnte ich nicht mehr hungern und nahm in Turbogeschwindigkeit zwanzig der verlorenen dreißig Kilo wieder zu.
Seitdem habe ich nahezu täglich darüber nachgedacht, wie ich es erneut und diesmal effizienter angehen lassen kann. Mir fiel auf, dass es bei den meisten Abnehmstrategien darum geht, lediglich die Energiezufuhr zu reduzieren und die Energieabgabe zu erhöhen. Prinzipiell ist dagegen nichts zu sagen, aber geht eine Gewichtsreduktion automatisch einher mit einem stetig gesundem Essverhalten?

Ich halte das für unwahrscheinlich. Ich denke, die Ernährungsstörung bleibt selbst bei den meisten derjenigen, die es schaffen, ihr durch Abnahme erreichtes Gewicht zu halten, erhalten. Sie ändert lediglich ihr Gesicht. Wer Kalorien zählen muss, wer nicht nach Gefühl und Sättigungsgefühl essen kann, zeigt kein gesundes Essverhalten, selbst wenn er dabei schlank bleibt.

Ich habe ehrgeizige Ziele, ich will mich von meiner Essstörung heilen. Bitte versteht mich nicht falsch, ich behaupte nicht, dass dies in jedem Fall möglich ist. Meine Essstörung scheint nicht sonderlich stark zu sein. Sie ist mit einigen Regeln zu bewältigen, zumindest sieht es momentan so aus.

Hier also meine Regeln:

1. Ich esse keinen Zucker.

Ich bin sehr anfällig für die Sucht nach Zucker. Esse ich drei Tage lang keinen, verschwindet auch jegliche Gier danach. Dazu habe ich mich hier schon geäußert.
Sachliche Aufklärung zum Thema „Zucker all das, was anders heißt, aber das Gleiche ist“ kann man hier http://www.vis.bayern.de/ernaehrung/lebensmittel/gruppen/zucker.htm#zutatenliste finden.

2. Ich esse kein Weißmehl.

Leere Kalorien, die mich fett und krank machen und nichts, absolut gar nichts Gutes für mich bringen brauche ich nicht.

3. Wenn ich Hunger habe, esse ich.

Hungern ist doof, macht nervös, reizbar, frustriert. Solche Gefühle erschweren mir eine Abnahme und überhaupt ->

4. Ich verhalte mich mir selbst gegenüber versöhnlich und vertrauensvoll.

Wenn mir mein Körper sagt, dass er Hunger hat, lügt er nicht. Wenn er Gelüste produziert, hat er Bedürfnisse. Mein Körper ist gesund, mein Verhalten muss es auch werden.

5. Ich lerne mich kennen und erfahre, was mir gut tut und mich sättigt.

Es nützt niemandem, einem Diätplan zu folgen, der nicht zu ihm passt. Für den Einen mag ein Obstsalat am Morgen perfekt sein, ich allerdings brauche gute Kohlenhydrate, und davon reichlich. Ich esse Getreide oder Süßgräser in Form von Haferflocken, gepufftem Amaranth, gepufftem Quinoa, gepufftem Dinkel, Buchweizen, Hanfsamen, Gerstenflocken, Chiasamen etc. mit ein wenig Obst in heißer Hafermilch. Das schmeckt mir und sättigt mich zuverlässig für mindestens fünf Stunden. Allerdings lange ich auch ordentlich zu. Generell esse ich nach Gefühl. An manchen Tagen wenig, manchmal auch richtig viel.

6. Ich lerne die Grundprinzipien der gesunden Ernährung kennen.

Was braucht der Körper? Wie wirken Kohlenhydrate, welche gibt es? Woher beziehe ich die notwendigen Mikronährstoffe? Was sind gute Fette?
Ich kann nicht eigenverantwortlich abnehmen, wenn ich nicht weiß, wie es funktioniert. Einseitige Diäten, restriktive Kalorienvorgaben tun mir auf lange Sicht nicht gut. Und um eine lange Sicht geht es mir nunmal.

7. Ich misstraue mir nicht.

Konkret heißt das, ich zähle keine Kalorien oder Punkte oder Einheiten und ich wiege mich nicht. So lerne ich Körpergefühl.

8. Ich!

Dass ich weiß, was ich will und dass es mir so gut dabei geht, ist ein schönes Gefühl. Ich lasse mir dieses Gefühl nicht durch faule Kompromisse nehmen. Ob Anderen mein „Trip“ lächerlich, störend, belastend oder peinlich erscheint, ist mir endlich egal. Und seitdem es mir egal ist, erfahre ich deutlich mehr Akzeptanz und Unterstützung.

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Natürlich gibt es noch ein paar Unterpunkte. Diese scheinen mir aber eher unwichtig, weil individuell. Mir ist Sport wichtig, für zwingend notwendig halte ich ihn im Gegensatz zur Bewegung allerdings nicht. Auch einen Verzicht auf Fleisch halte ich nicht für unbedingt erforderlich für eine gesunde Abnahme. Ich selbst konsumiere es nicht.

Im Laufe der Zeit werde ich dieses “ Statement“ sicherlich erweitern. Ein aktuelles Bild folgt demnächst.

Mit ist klar, dass meine Regeln nichts Neues, nichts Weltbewegendes, nichts Geheimnisvolles sind, doch für mich waren sie das. So simpel, so alltäglich, so old school und doch so revolutionär. Ich bin seit Monaten in der Situation, nicht mehr Druck auf mich selbst ausüben zu müssen. Ein Gefühl, das ich sehr lange nicht mehr hatte.
Abnehmen heißt nicht, dass man verzichtet! Abnehmen heißt, dass man lecker, vielfältig und mit größtem Vergnügen isst. Ist es nicht so, ist die Strategie nicht die richtige 🙂

Über sycoraxa

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Eine Antwort zu Wie ich gesund abnehme und dabei ganz gelassen bleibe

  1. Ich glaube, dass die konsequente Umsetzung von Punkt 1 schon die halbe Miete ist. Nur muss man sich wirklich intensiv damit beschäftigen, denn versteckten Zucker gibt es in ganz vielen Lebensmitteln – sogar in solchen, die gar nicht süß schmecken.

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